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Ein paar Gedanken zur Zeit.....

Kindern kommt die Zeit der großen Ferien oft noch beinahe unendlich vor, an älteren Menschen dagegen scheinen die Jahre vorbei zu rasen und die Zeit zu entfliehen....Während wir unangenehme Dinge erleben scheint sich die Zeit auszudehnen, bei angenehmen Dingen bemerken wir oft gar nicht, wie schnell eine oder zwei Stunden vorbei gegangen sind.
Es scheint das Wesen der Zeit zu sein, je mehr wir versuchen in sie hinein zu packen, umso weniger können wir das in ihr erlebte wahrnehmen und genießen, wahrhaftig erleben. Umso erstaunlicher, dass wir über die Jahrhunderte immer neue Apparate erdacht haben, um die Zeit, dieses Medium, das so flüchtig und so wenig greifbar erscheint, messen zu können, auf das Tausendstel einer Sekunde genau. Wir lassen uns zu exakt vorgegebenen Zeiten wecken und den Tag auf das Genaueste von unseren Uhren einteilen. Doch wenn der Tag und damit die Zeit vorbei ist, wissen wir oft nicht mehr, was eigentlich genau passiert ist.
Der spanische Maler Salvador Dali hat das Phänomen der zerfließenden Zeit in seinem Gemälde „Die Beständigkeit der Erinnerung“ versucht darzustellen.
Unser Leben ist begrenzte Zeit, die von der ersten Sekunde unseres Lebens an abläuft, so wie der Sand in einer Sanduhr oder wie das Wachs der brennenden Kerze das verschwindet. Und niemandem ist es bisher gelungen, Zeit die vergangen ist zurück zu bringen. Seit altersher wird daher auch der Tod immer wieder mit einer Sanduhr dargestellt um uns deutlich zu machen: auch unsere ganz persönliche Zeit verrinnt und ist irgendwann einmal unwiederbringlich vorbei.
Und angesichts dieser Unbegreiflichkeit haben Menschen, die mit dem Tod konfrontiert werden, oft das Gefühl die Zeit müsse doch wenigstens für einen Moment stehen bleiben, die Welt einen kleinen Augenblick inne halten in ihrem Drehen. Symbolisch wurden dafür seit jeher in Sterbehäusern die Uhren angehalten. Doch ist es nur der mechanische Apparat, den wir anhalten können und nicht die Zeit, die er misst.
Wir können noch so genau planen, wie wir unsere Zeit noch besser nutzen können, in dem Glauben unser Leben damit reicher zu machen. Ohne das Bewusstsein dessen, was wir erleben, werden wir immer eine Armeslänge hinter dem Erlebten zurück bleiben, ohne es wirklich zu erreichen.
Vielleicht am treffendsten lässt es der Autor Michael Ende († 28. August 1995) seinen Meister Hora, den Verwalter der menschlichen Zeit, in seinem preisgekrönten Buch „Momo“ erklären: „Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigstens denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit. Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, aber das will wenig besagen, denn jeder weiss, das einem eine einzige Stunde wie eine Ewigkeit vorkommen kann, mitunter kann sie aber auch wie eine Augenblick vergehen je nachdem, was man in dieser Stunde erlebt. Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.“
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